Orientierung für Pfadfinder
mit und ohne Karte oder Kompass
Kartenkunde / Orientierung im Gelände
Um sich im Gelände zurecht zu finden ist es von Vorteil mit
Karte und Kompass vertraut zu sein.
Oft benötigt man zur Orientierung im Gelände nur die
Haupthimmelsrichtungen. Diese kann man mit Hilfsmitteln auch
ohne Kompass feststellen.
Landkarte
Eine Karte ist eine verkleinerte
zweidimensionale Darstellung des Geländes. Dies führt teilweise zu Verzerrungen. Je nach Kartentyp ist die Karte maßstabsgerecht, enthält Details des Geländes und eine Höhendarstellung. Die Karten werden nach den
verwendeten Maßstäben eingeteilt:
Geographische Karten: Auch chorographische Karten genannt. Sammelbezeichnung für kleinmaßstäbige Übersichtskarten ab dem Maßstab 1:300.000. Sie entstehen im Regelfall aus der
Generalisierung topographischer Karten und weisen meist eine Geländedarstellung mit farbigen Höhenschichten auf. Diese Karten stellen Entfernungen maßstabsgerecht dar. Weiterhin sind keine Höhenangaben oder Geländedetails enthalten, wodurch sich diese Karten nicht für die Orientierung im Gelände, sondern nur zur
Übersicht und zum zurücklegen von sehr großen Entfernungen eignen.
Übersichtskarten: Bezeichnung für kleinmaßstäbige Karten (Maßstab 1:100.000 bis 1:1.000.000), die eine
zusammenhängende geographische Einheit in ihrer gesamten Ausdehnung möglichst auf einem Blatt wiedergeben. Dabei richtet sich die Wahl des Maßstabes nach der Größe des darzustellenden Gebietes sowie nach dem vorgegebenen Papierformat der Karte. Übersichtskarten zeichnen sich - je nach Maßstab - durch einen mehr oder weniger ausgeprägten Generalisierungsgrad aus. Beispiele sind neben
Welt-, Kontinent- und Länderkarten unter anderem auch Übersichtskarten von
Bundesländern, Landkreisen oder Ballungsräumen. Diese Karten sind maßstabsgerecht, haben keine Höhenangaben und nur wenig Geländedetails. Dadurch eignen sich auch diese Karten nicht zur Orientierung im Gelände, sondern nur zur
Übersicht und zum Zurücklegen von
größeren Entfernungen.
Topographische Karten: Bezeichnung für Karten, die eine Landschaft dem jeweiligen Maßstab entsprechend vollständig und
geometrisch korrekt wiedergeben. Topographische Karten sind immer großmaßstäbig - genaugenommen handelt es sich um Kartenwerke in den Maßstäben 1:10.000 bis 1:100.000. Topographische Karten beruhen auf exakter Landvermessung, der sogenannten
topographischen Landesaufnahme, die in Deutschland von den Landesvermessungsämtern durchgeführt wird. Daher die Bezeichnung amtlich-topographische Karten. Diese Karten sind maßstabsgerecht, enthalten
Höhendarstellungen und viele
Geländedetails wie lagerichtige Eintragungen von Gewässern, Vegetation, Siedlungen, Verkehrswegen und sonstigen Geländemerkmalen. Der große Maßstab erlaubt es auch
Fuß-, Feld- und Waldwege darzustellen. Diese Karten sind für die
Orientierung und Wanderung sehr gut geeignet.
Pläne: Bezeichnung für großmaßstäbige Karten, die im Regelfall
keine Geländedarstellung aufweisen. Im Katasterwesen liegt die Grenze für Pläne beim Maßstab 1:5.000, im allgemeinen Sprachgebrauch hat sich dieser Begriff auf
Stadtpläne in allen Maßstabsbereichen übertragen. Diese Karten sind maßstabsgerecht und enthalten sehr viele Details. Der große Maßstab erlaubt es auch einzelne
Gebäude und andere
Details darzustellen. Diese Karten werden vom Kataster- und Grundbuchamt verwendet.
Topographische Karte
Maßstab
Jede Karte hat einen Maßstab. Dies ist das Verhältnis zwischen Karte und Natur in Zentimeter ausgedrückt. Weil es stets um das Verkleinerungsverhältnis von zwei Strecken geht, spricht man auch vom linearen Maßstab.
Beispiele:
Maßstab
1: 100 000 bedeutet, daß 1 cm auf der Karte 100.000 cm = 1 km in der Natur entsprechen.
Oder 1 km in der Natur entspricht 1 cm auf der Karte.
Maßstab
1: 50 000 bedeutet, daß 1 cm auf der Karte 50.000 cm = 500 m in der Natur entsprechen.
Oder 1 km in der Natur entsprechen 2 cm auf der Karte.
Maßstab
1: 25 000 bedeutet, daß 1 cm auf der Karte 25.000 cm = 250 m in der Natur entsprechen.
Oder 1 km in der Natur entsprechen 4 cm auf der Karte.
Daraus ergibt sich die Regel:
Je kleiner die Maßstabszahl (= die Zahl rechts vom Doppelpunkt), desto größer der Maßstab und desto genauer und inhaltsreicher die Karte!
Je größer die Maßstabszahl, desto kleiner der Maßstab und desto generalisierter der Karteninhalt.
Nach ihren Maßstäben lassen sich Karten gruppieren in:
Große Maßstäbe:
1: 5.000 (1 cm = 50 m)
1:10.000 (1 cm = 100 m)
1:25.000 (1 cm = 250 m)
1:50.000 (1 cm = 500 m)
Mittlere Maßstäbe:
1:100.000 (1 cm = 1 km)
1:200.000 (1 cm = 2 km)
1:300.000 (1 cm = 3 km)
1:500.000 (1 cm = 5 km)
Kleine Maßstäbe: 1: 1 Million (1 cm = 10 km)
1: 2 Millionen (1 cm = 20 km)
1: 5 Millionen (1 cm = 50 km)
1:10 Millionen (1 cm = 100 km)
1:20 Millionen (1 cm = 200 km)
1:30 Millionen (1 cm = 300 km)
1:50 Millionen (1 cm = 500 km)
Merke:
Streicht man von der Maßzahl in Gedanken 2 Stellen ab, dann erhält man jeweils die
Meter der Natur, die 1 cm der Karte entsprechen.
Kartenzeichen
Die Kartenzeichen sind nicht maßstabsgerecht wiedergegeben. Viele Gegenstände (Straßen, breite Brücken, Häuser usw.) müssen, entsprechend ihrer Bedeutung, anschaulich hervorgehoben werden. Die
Legende der Kartenzeichen befindet sich am
Rand der Karte. Weiterhin befinden sich am unteren Kartenrand die wichtigen Informationen wie Gebiet, Blattnummer, Anschlussblätter, Abweichung vom Nullmeridian, Daten der Erstellung und Nachführungen und der Maßstab.
Achtung: Die
Kartenzeichendarstellung stimmt in Karten verschiedener Maßstäbe nicht überein. Deshalb hat es keinen Zweck, die Kartenzeichen hier aufzuführen und sie auswendig zu lernen. Man muß sich nach der
jeweiligen Karte richten. Die Bedeutung der verwendeten Farben ist in den handelsüblichen Karten gleich.
Schwarz wird z.B. für Bauwerke, Wege und Bahnlinien,
grün für Bodenwuchs,
rot für Straßen und Wege,
braun für Bodenformen und
blau für Gewässer verwendet.
Höhenlienien
Sie sind auf der Karte
braun dargestellt und lassen
Geländeformen (Berge, Kuppen, Kegel, Höhenzüge, Täler, Mulden, Schluchten und Kessel) anschaulich erkennen und ermöglichen eine hinreichend genaue Berechnung von Gefälle und Steigung. Jede Höhenlinie verbindet Punkte gleicher Höhenlage im Gelände. Die Höhenlinien sind verschieden dick gedruckt und in dieser Stärke für die entsprechende Höhenschicht gedacht. Die jeweilige Höhe ist durch die
eingedruckte Höhenzahl in einer Höhenlinie und zeigt stets talwärts. Aus dem Abstand der Höhenlinien zueinander ist ersichtlich, wie steil ein
Steigung oder ein
Gefälle ist. Geringe Abstände zwischen den Linien stellen ein
steiles Gelände dar und sind die Höhenlinien weiter auseinander, ist das Gelände
flacher.
Längengrade (Meridiane) / Breitengrade (Parallelkreise)
Auf dem Globus wurden von Pol zu Pol
360 Verbindungslinien (Längengrade / Meridiane) eingezeichnet. Nach einer internationalen Übereinkunft beginnt die Nummerierung bei jenem Längengrad, welcher durch die frühere
Sternwarte von Greenwich, einem östlichen Vorort von London verläuft. Er hat die Ziffer Null und ist der
Nullmeridian.
Quer zu den Meridianen verlaufen die Breiten- oder Parallelgrade. Sie haben einen Abstand von
111 Km zueinander und es befinden sich
jeweils 90 Breitengrade auf der nördlichen und südlichen Halbkugel die durch den Äquator getrennt werden.
Missweisung / Nadelabweichung / Meridiankonvergenz
Bei der Kompass- / Kartenkunde muß man zwischen 3 verschiedenen Nordrichtungen unterscheiden:
Magnetisch Nord (Ma N):
Dies ist die Nordrichtung, auf die der Kompaß verweist. Der Magnetisch Nordpol ist nicht mit dem Geographischen Nordpol identisch Zusätzlich wandert der magnetische Nordpol von Jahr zu Jahr etwas. Die Kompaßnadel richtet sich hiernach aus.
Geographisch Nord (Ge N):
Dies ist die Richtung, die auf den Geographischen Nordpol verweist. Am geographischen Nordpol und am geographischen Südpol schneiden sich alle Längengrade auf einer Karte.
Gitternord (Gi N):
Dies ist die Richtung in der das Gitter auf der Karte ausgerichtet ist. Alle Richtungsangaben in der Karte beziehen sich auf diese Richtung.
Standortbestimmung
Um die Koordinaten eines Punktes zu ermitteln, muß dieser erst einmal bestimmt werden. Das geht mittels der Karte und
zwei markanten Punkten sehr leicht.
Von den beiden markanten Punkten im Gelände wird eine gedachte Linie über deren Position auf der Karte gezogen. Dort wo sich diese beiden gedachten Linien auf der Karte schneiden befindet man sich momentan. Gleichzeitig ist diese Vorgehensweise eine gute Möglichkeit die Karte
ohne Hilfe eines Kompasses einzunorden.
Oft benötigt man zur Orientierung im Gelände nur die
Haupthimmelsrichtungen. Diese kann man mit Hilfsmitteln auch
ohne Kompass feststellen. Zum Beispiel mit dem
Sonnenkompass
Die Sonne steht zu festen Zeiten in einer bestimmten Richtung. Gegen 6 Uhr geht die Sonne im Osten auf, ist bis 12 Uhr im Süden und um 18 Uhr im Westen.
Mit Hilfe einer Zeigeruhr kann man leicht die
Südrichtung feststellen: Der Stundenzeiger wird auf die Sonne gerichtet Der Winkel zwischen
Stundenzeiger und der 12 Uhr Markierung wird halbiert Diese Winkelhalbierende zeigt nun genau nach Süden. Wichtig ist es die Winkelhalbierende im
kleineren Winkel zu bilden. Außerdem gilt diese Regel nur nördlich des Äquators.
Schattenkompass
Bei bedecktem Himmel kann man die Sonne oft nicht anpeilen. Stellt man jedoch einen Stab (z.B. Bleistift) auf eine helle Fläche (Papier) so wirft dieser einen
Schatten. Dieser Schatten weist genau in die entgegengesetzte Richtung in der die Sonne gerade steht.
Der Schatten zeigt um
6 Uhr nach Westen, um
12 Uhr nach Norden und um
18 Uhr nach Osten (genau umgekehrt zur Sonne). Wie beim Sonnenkompaß kann man nun auch hier wieder die Himmelsrichtung mit der Uhr bestimmen. Die Sonne ist ja nun genau entgegen der Schattenrichtung.
Ermitteln der Nordrichtung mit dem
Polarstern
Der Polarstern (Nordstern) steht im Norden. er befindet sich im Sternbild des "
Kleinen Wagens". Da der Polarstern unscheinbar ist findet man ihn am besten über das deutlich sichtbare Sternbild des "
Großen Wagens". Verlängert man die hintere Bordwand des "Großen Wagens" um das ca 5 fache ihrer Länge nach hinten trifft diese auf den Polarstern. Fällt man nun das
Lot von diesem Stern auf den
Horizont erkennt man dort die Nordrichtung im Gelände. Da der Polarstern und der "Große Wagen" im ganzen Jahr zu sehen sind funktioniert diese Methode immer.
Künstliche Richtungsweiser
Trigonometrische Punkte in der Landschaft haben auf ihrer Südseite ein "T" eingraviert.
Satellitenschüsseln sind bis auf wenige Grad Abweichung nach Süden ausgerichtet.
In sehr alten
Kirchen ist der Bau in Ost-West Richtung ausgerichtet. Der Altar steht hierbei im Osten und der Kirchturm im Westen.
Marschkompass
Funktionsweise:
Ein Kompass besteht im Wesentlichen aus einer drehbar gelagerten magnetisierten "Nadel" in einem mit Flüssigkeit gefüllten Gehäuse. Die Nadel richtet sich auf den
magnetischen Pol der Erde aus. Den Kompass gibt es in verschiedensten Ausführungen. Unterschiede können unter anderem sein:
Winkelteilung : Der Vollkreis kann entweder in 360° oder 64 Marschzahlen (MZ) geteilt sein..
Visiereinrichtung : Visierung über Kimme und Korn oder durch eine Optik.
Winkelablesung : Ablesen über einen Spiegel oder direkt.
Gehäuseboden : Durchsichtiger Gehäuseboden mit einem Ost-West Band oder nicht.
Gehäuseform : Gehäuse mit oder ohne Anlegekante.
Als Marschkompaß besonders geeignet ist ein Kompass mit Anlegekante und durchsichtigem Boden mit Ost-West Bande.
Einnorden der Karte
Um die Karte mit dem Gelände in Übereinstimmung zu bringen muß man sie einnorden.
1. Teilscheibe drehen bis die
Nordmarkierung (N) mit der
Ablesemarke übereinstimmt.
2. Kompaß mit der Anlegekante an eine
Gitterlinie in N-S Richtung anlegen. Die Ablesemarke muß zum oberen Kartenrand zeigen.
3. Karte mit dem Kompass solange drehen bis die
Magnetnadel auf N zeigt.
Richtungsangaben, die man nun mittels des Kompasses aus der Karte greift stimmen mit den Richtungen im Gelände überein.